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befriedigend, deshalb geben viele dem größe-
ren AdobeRGB den Vorzug, der 1998 Profi-Wissen: Softproof für den Fotodruck
entwickelt wurde und mehr druckbare Far-
ben enthält als sRGB. Jeder, der etwas tiefer in Sie möchten eine gelungene Aufnahme im Großformat
die Tasche greifen will, kann den kompletten drucken lassen? Mit einem Softproof vermeiden Sie
Workflow in AdobeRGB abbilden: Diese unangenehme Überraschungen.
Farben unterstützen DSLRs und DSLMs ge-
nauso wie Bildbearbeitungsprogramme und Im Druck können leuchtende Farben stellen Anbieter wie etwa Saal Digital
Wide-Gamut-Monitore für professionelle eher stumpf und dunkel wirken. Wer bei oder Whitewall für ihre Profiproduktlinie
einer teuren Bestellung im Fotolabor zum Download zur Verfügung. Sie
„Sattere auf Nummer sicher gehen will, kann müssen das Profil zunächst ins Betriebs-
system einbinden, dann steht es etwa
sich das Ergebnis vorab zu Hause am
Grüntöne bietet Monitor simulieren lassen. Photoshop unter »Ansicht | Proof
Alles, was Sie dazu brauchen, ist ein
der erweiterte Bildbearbeitungsprogramm, das den einrichten« zur Verfügung. Wichtig:
Dieses Profil dient nur der Kontrolle, die
Farbraum Soft-Proof unterstützt sowie das ICC- Bilddatei muss dennoch in sRGB beim
AdobeRGB.“ Profil des Ausgabegerätes. Diese Profile Anbieter hochgeladen werden.
Original (RGB) Alu-Dibond-Druck (CMYK)
Bildbearbeitung. Auch bei den höherpreisi-
gen Fine-Art-Printern mit mehr als vier
Patronen ist Adobe-RGB die bessere Wahl.
Die Standards sRGB und AdobeRGB wurden
vor über zwei Jahrzehnten entwickelt, und da-
mit für eine ganz andere Technik als heute in
unsere Displays und Monitore verbaut wird.
Relativ neu ist der Farbraum DCI-P3, der unter
anderem von Hollywood-Studios für brillante
digitale Filmprojektion entwickelt wurde, aber
als Display P3 von Apple auch beim iPhone Keine Überraschun-
oder iPad verwendet wird. DCI-P3 umfasst et- gen: Mit dem ICC-Profil
was weniger Farben im Grün-Blau-Bereich, da- fürs Druckverfahren
für mehr im rot-orangefarbenen-Spektrum als (hier Alu-Dibond) simu-
AdobeRGB. Immerhin ist das Grund genug für liert Photoshop das
die weltweit größte Fotocommunity, den Stan- Ergebnis. Die „Farb-
umfang-Warnung“
dard zu unterstützen: Die Instagramm-App (rechts oben) zeigt,
zeigt in der iOS-Variante Aufnahmen mit P3- dass leuchtende Far-
Farbprofil korrekt und in kinoreifen Farben an. ben nicht korrekt dar-
gestellt werden können.
Geräteprofile für Monitore
Auf dem Weg zu einem farbverbindlichen
Workflow gilt es für Profifotografen noch eine Herstellungsprozess auf und zeigen sich als gar mit integriertem Sensor aus, der Farben in
weitere Hürde zu nehmen: Ihre Monitore müs- Farbstich und sogar Farbverlauf quer über den festgelegten Abständen automatisch kalibriert.
sen über ein ICC-Geräteprofil (International Bildschirm. Gegen letzteren lässt sich nichts
Color Consortium) ins Betriebssystem einge- ausrichten, hier hilft nur die Zurücksendung Proof und Profile
bunden werden. Damit kann der PC oder Mac des Monitors gleich nach dem Kauf, aber allge- Die größten Qualitätsverluste drohen beim
die letzten Farbunterschiede ausgleichen, die meine Farbstiche können durchaus durch eine Druck auf Papier. Digitalfotos basieren auf dem
herstellungsbedingt auftreten. Es dient also Kalibrierung ausgeglichen werden. additiven Farbmodell, Drucke wie diese Zeit-
dem Finetuning, um eine abgebildete Tomate Wer auf perfekte Farben Wert legt, der er- schrift dagegen auf dem subtraktiven: Die Far-
nicht kirsch- oder himberrot aussehen zu las- stellt also für seinen Monitor ein eigenes Profil ben Cyan, Magenta, Gelb (Yellow) und Schwarz
sen, und zwar egal, ob ich sie in Photoshop be- – und zwar unter Bedingungen, unter denen (Key) der CMYK-Datei mischen sich wie beim
arbeite oder im Webbrowser betrachte. gearbeitet wird, denn auch die Farbtemperatur Malen mit Wasserfarben. Je nach verwendetem
Wer es sich einfach machen möchte, der be- des Umgebungslichts beeinflusst Monitorfar- Drucker und Papier unterscheiden sich die dar-
sucht einfach die Website des Monitor- ben. Ein Kalibrierungssensor wie der Spyder stellbaren Farben stark vom sRGB-Farbraum.
herstellers und installiert das hier zur Pro X misst automatisch verschiedene Farbtö- Deshalb gibt es auch für jedes Ausgabegerät
Verfügung gestellte Geräteprofil des jeweiligen ne aus und erstellt daraus ein Geräteprofil, das ein ICC-Farbprofil (siehe Kasten oben), oft sogar
Modells. Damit werden die gröbsten Farb- und eventuelle Ungenauigkeiten korrigiert. ein eigenes für jede empfohlene Drucker-Pa-
Helligkeitsunterschiede ausgeglichen. Oft ist Da Monitorfarben durch Alterungsprozesse pier-Kombination, mit dem sich ein Softproof
das nicht genau genug, denn Monitore der glei- changieren, sollte diese Kalibrierung in am Monitor erstellen lässt. Wichtig: Für eine
chen Baureihe können Bilder sehr unterschied- regelmäßigen Abständen wiederholt werden. korrekte Simulation müssen auch die Farben
lich anzeigen. Vor allem bei günstigeren Mo- Der Monitorhersteller Eizo stattet seine und die Helligkeit des Monitors richtig einge-
dellen treten diese Schwankungen im Premium-Modelle für die Bildbearbeitung so- stellt und kalibriert sein.
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